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Durchquerung Berner Oberland

Berner Oberland Haute Route - Pulverschnee, Wetterglück und hohe Gipfel

Datum: 22.03.2007

Expeditionsteilnehmer: Peter Nemec,

Hubert Kabas,

Mario Naschenweng und

Martin Dulle

Am Wildstrubel

Verdientes Bier

Berner Oberland Haute Route - Pulverschnee, Wetterglück und hohe Gipfel

Große Gipfel wie Mönch, Jungfrau und Eiger haben das Berner Oberland in der südlichen Schweiz bekannt gemacht. Die Durchquerung mit Schiern von Westen nach Osten war das Ziel der Schitourenwoche des BSK-Bergsteigen Sektion Klagenfurt im vergangenen März. 130 km und rund 10.000 Höhenmeter in 8 Tagen im hochalpinen Gelände stehen in der Tourenbeschreibung.

 

Ursprünglich wollten wir am 23. März starten. Doch der Wetterbericht war zu schlecht und die Lawinengefahr zu hoch. Mit Bauchweh und in der Hoffnung, dass das labil vorhergesagte Schweizer Bergwetter die Durchquerung zulassen wird, entschlossen wir uns am 26. März zu starten. Über Venedig und Mailand fuhren wir nach Aosta. Kurz vor dem großen St. Bernhard Tunnel wollten wir eine Kleinigkeit essen und den herrlichen Wein aus dem Schweizer Wallis kosten. Die Weinverkostung gelang - an eine Weiterfahrt war danach nicht mehr klar zu denken!

 

Am nächsten Morgen fuhren wir voll Erwartung im Regen bis nach Les Diablerets, unserem Ausgangspunkt. Der Start mit der Seilbahn war leicht, das Wetter mittlerweile traumhaft. Die Tour kann beginnen.

 

Der erste Tag sollte uns zeigen, dass mit den Schweizer Alpen nicht zu spaßen ist. Nach 10 Minuten Abfahrt zum Col de Vernatsch kam Nebel auf und wir konnten nur noch im „Blindflug“ mit Höhenmesser, Kompass und GPS im unbekannten Gelände weiterfahren. Auch der Anstieg auf den Arpelistock (3.035m), unserem ersten Gipfel, war von Nebel, Schneefall und Orientierungslosigkeit geprägt. Am Gipfel klarte es zu unserer Freude auf und hinunter ging’s durch frischen Pulverschnee aber leider mit schwindender Kraft in den Oberschenkeln zur Geltenhütte (2.455m). Es sollte die letzte Hütte sein, die fliesendes Wasser hatte.

 

Am nächsten Morgen lockte uns der wolkenlose Himmel früh in Richtung Wildhorn (3.248m). Wir entschlossen uns zu einer Abfahrtsvariante die das Herz jedes Tiefschneefahrers jubeln lässt. Über das lange und hügelige Hochtal „Plan de Roses“ schwitzen wir bis zum Kraftraubenden Anstieg zur Wildstrubelhütte. Die letzten 300 steilen Höhenmeter zur Hütte verlangten uns die letzten Kraftreserven ab. Der Wirt der Wildstrubelhütte (2.791m) entpuppte sich als der freundlichste Schweizer und überraschte mit Gratistee und einem Alphornbläser vor dem vorzüglichen Abendessen.

 

Der 3. Tag im Gebirge hatte wieder mit Nebel und Neuschnee begonnen. Das Suchen der richtigen Spur über den riesigen und fast ebenen Gletscher „Plane Morte“ war ein schon geübtes Vorspiel für den nachfolgenden Tourentag bei tiefblauem Himmel. Am Fuß des Wildstrubels kam die Sonne durch, die uns bis zum Gipfel (3.243m) schwitzen ließ. Die Abfahrtsvariante über unverspurte Hänge und durch einen steilen Gletscherbruch wurde mit Nudelsuppe und Radler auf der Lämmererenhütte gekrönt. Nach dieser Stärkung stiegen wir 400 Höhenmeter zur „Roten Totz Lücke“ (2.900m) auf. Das Wetter beginnt umzuschlagen und wir fuhren die 1.600 Höhenmeter in Richtung Kandersteig wie vom Teufel gehetzt hinunter – dem Nebel und dem Schneetreiben davon.

 

Die warme Dusche, das Essen, die angenehme Unterhaltung mit 2 Schweizerinnen und die Einzelzimmer im Hotel Post in Kandersteg hatten uns wieder aufgebaut und den notwendigen „Biss“ für die weiteren 4 Tage gegeben.

 

Mit Bahn und Bus übersiedelten wir nach Blatten und weiter 7 Stunden mit Schiern 1.700 Höhenmeter hinauf zur Hollandiahütte (3.240m). Meine schwerste Etappe die ich mit beleidigtem Ischiasnerv nur mit Schmerzmittel durchstand.

 

Wir waren nun im höchsten Teil des Berner Oberlandes und fuhren von der Hollandiahütte über den großen Aletschgletscher hinab zum Konkordiaplatz. Vorbei an Jungfrau und  Konkordiahütte und hinauf zur Grünhornlücke. Wieder hinunter in Richtung Finsteraarhornhütte und über eine steile Rinne und einen kurzen Klettersteig mit den Schiern am Rucksack zur Finsteraarhornhütte (3.044m) hinauf.

 

Das Finsteraarhorn mit 4.272m der höchste Gipfel des Berner Oberlandes war unser Höhepunkt am 6. Tag. Die Kletterei am komplett verschneiten, scharfkantigen und steilen Gipfelgrat war eine ganz neue, spannende Erfahrung in meinem Bergsteigerleben. Umso schöner der schwer erarbeitet Gipfelsieg. Zurück zur Finsteraarhornhütte, eine Suppe und weiter hinab zum spaltenreichen Galmigletscher. Angeseilt und bei schlechter Sicht im Abendlicht hinauf zur kleinen Oberaarjochhütte (3.255m). Gestunken hat es hier – unvorstellbar. Aber der Wirt war lustig und das Essen super.

 

Der letzten Tag unserer Durchquerung begann mit einer traumhaften Abfahrt 1.000 m hinunter zum Oberaarsee. 2 km im Laufschritt über den zugefrorenen See und hinauf  über Lawinenhänge zum Siedelhorn (2.764m). Der letzte Gipfel und ein gigantischer Rückblick auf das Panorama der Westalpen. Die tiefe Befriedigung über die eigene Leistung und die traumhaften Erlebnisse der letzten Tage überkommt uns. Keiner will hinunter ins Tal. Wir fotografieren endlos, essen die letzten Trockenfrüchte und vertrödeln die Zeit.
Die letzte Abfahrt ins Tal nach Oberwald wir ein Traum im Firn. Wir bleiben immer wieder stehen um zu genießen.

 

Die Fahrt von Oberwald zum Ausgangspunkt „Les Diablerets“ war ein Schauspiel der Schweizer Bahn. In 4 Stunden und mit 4 verschiedenen Zügen waren wir bequem und mittlerweile ausgeruht am 2.4.2007 wieder beim Auto.

 

Bilder von der Schitour
 

Peter Nemec